Dr. Jürgen Rose
Beobachtende Astronomie wird normalerweise mit den klassischen Fernrohren in Verbindung gebracht. Aber vieles im Universum bliebe uns verborgen, wenn wir nur die im wahrsten Sinne des Wortes "sichtbaren" Informationsquellen nutzen würden. Weite Tiefen des Alls erschließen sich nur durch die Strahlung jenseits des sichtbaren Lichtes, im Infraroten, Ultravioletten, Röntgen- oder im Radiofrequenzbereich. Der Nachweis von Materie, z. B. Teilchen fast ohne Ruhemasse, die sogenannten Neutrinos, zeigt eine weitere Allianz zwischen der Astro- und Teilchenphysik in der modernen Kosmologie.
Neben der klassischen optischen Astronomie gibt es also noch viele andere Methoden, das All beobachtend zu erforschen.
Die Messmethoden dieser Forschung stammen meist aus der Hochfrequenz- und Hochenergiephysik des beginnenden 20. Jahrhunderts. Daher werden sie oft unter dem Begriff "nicht-optische Astronomie" zusammengefasst. Es wurden damit wesentlich umfassendere Untersuchungen der Sternentwicklungen möglich, und sie bedeuten weit mehr als eine Ergänzung der klassischen Astronomie. Vorteilhaft - weil vom irdischen Wetter sowie vom Sonnenstand vielfach unabhängig - können diese messtechnischen Untersuchungen quasi "rund um die Uhr" erfolgen.
Ausstellungsbereich nicht-optische Astronomie |
Die meist nebenberuflich tätigen Protagonisten des Fördervereins der Archenhold-Sternwarte und des Zeiss-Großplanetariums Berlin e.V. demonstrieren im Ausstellungsbereich der Sternwarte einige der Messmethoden unter Verwendung typischer fach-astronomischer Instrumente. Diese im Selbstbau entwickelten Life-Experimente werden anschaulich dargestellt und vermitteln zugleich Anregungen für den schulischen Bereich, um im Rahmen astrophysikalischer Arbeitsgemeinschaften vertiefende Einblicke in das Weltall durch eigenes Erleben zu verstärken. Die Experimente laufen automatisiert und interaktiv unter den Augen der Besucher und generieren gleichzeitig wertvolle Forschungsergebnisse, deren Gehalt mit professionellen Instituten abgeglichen wird. Hier einige Beispiele:
Auflistung in zeitlicher Reihenfolge ihres Entstehens
Alle Projekte entstanden im Auftrag des Fördervereins und sind auf der Homepage der Sternwarte beschrieben. Standorte: begehbares Flachdach und Ausstellungsbereich Experimentierraum, mit weiteren Darstellungen messtechnischer Grundprinzipien (Kompensations- bzw. Bunsen-Fotometer, akustischer Doppler-Effekt, weitere im Aufbau)
Rohlfs, K.:
Tools of Radioastronomy. Springer-Verlag Berlin Heidelberg
Krüger, A., Richter, G.:
Radiostrahlung aus dem All. Urania-Verlag Leipzig Jena Berlin
Vogel, H.:
Gerthsen Physik. Springer-Verlag Berlin Heidelberg
Klapdor-Kleingrothaus, H. V., Zuber, K.:
Teilchenastrophysik. Reihe Teubner Studienbücher Physik. B.G. Teubner Stuttgart
Biermann, L.:
Die Herkunft kosmischer Strahlung, in: Heisenberg, W. (Hrsg.): Vorträge über kosmische Strahlung. Springer-Verlag 1953
Biermann, L.; Schlüter, A.:
Zeitliche Schwankungen kosmischer Strahlung, in: Heisenberg, W. (Hrsg.): Vorträge über kosmische Strahlung, aaO.
Jánossy, L.:
Einführung in die Kosmische Strahlenforschung. Verlag der Wissenschaften Berlin 1955
Glaubitz, C.:
Beobachtung der kosmischen Strahlung - neues Arbeitsgebiet der Amateurastronomie. Astronomie und Raumfahrt 27 (1989), S.83-84
Rose, J.; Fischer, A.; Jansen, F.:
Aufbau der Station Neu Golm für Zwecke des Now-Casting. Vortrag und Proceedings zum Nationalen Workshop Weltraumwetter.
Deutsches Institut für Luft- und Raumfahrt / IKN, Außenstelle Neustrelitz 26. und 27.Oktober 2000