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Förderverein der Archenhold-Sternwarte
und des Zeiss-Großplanetariums Berlin e. V.

Newsletter 01/2022

 
 

Berlin-Treptow, 1.1.2022

Sehr geehrte Mitglieder des Fördervereins,

im ersten Newsletter dieses Jahres informieren wir Sie über Ereignisse des letzten Vierteljahres und Organisatorisches aus dem Vereinsleben. Aus den Arbeitsgemeinschaften erreichte uns ein Bericht über über eine Expedition nach Spanien zur Beobachtung der Sternbedeckung durch Polymele.

 

Informationen des Fördervereins

Prof. Dr. Dieter B. Herrmann
1939 – 2021

Unser Ehrenmitglied und Initiator zur Gründung unseres Fördervereins, der langjährige Direktor der Archenhold-Sternwarte und des Zeiss-Großplanetariums, Prof. Dr. Dieter B. Herrmann ist am 25. November 2021 in Berlin verstorben.

Dieter B. Herrmann wurde am 3. Januar 1939 in Berlin geboren, er lebte und arbeitete hier bis zu seinem Tod.
Bereits als Schüler fand er seinen Weg in die Archenhold-Sternwarte und wurde Mitglied der Arbeitsgemeinschaft. Während seiner Schulzeit und seines Studiums der Physik an der Berliner Humboldt-Universität war er als freier Mitarbeiter im Führungs- und Vortragsdienst an der Sternwarte tätig. Nach dem Studium der Physik arbeitete Dieter B. Herrmann in der Staatlichen Zentrale für Strahlenschutz.

Dieter B. Herrmann

Neben seiner Berufstätigkeit fertigte er seine Dissertation zu einem Thema der Astronomiegeschichte „Die Entstehung der astronomischen Fachzeitschriften in Deutschland (1798 bis 1821)“ an. Zum Dr. rer. nat. wurde er 1969 promoviert, seine Habilitation erfolgte 1986.
Ab 1970 wurde die Archenhold-Sternwarte sein Arbeitsort, er gründete und leitete die astronomiegeschichtliche Forschungsabteilung des Hauses. 1976 wurde Herrmann Direktor der Archenhold-Sternwarte und führte zahlreiche Neuerungen in der Sternwarte ein. So öffnete er das Haus für astronomiebegeisterte Laien, die in Arbeitsgemeinschaften selbständig an den Instrumenten tätig wurden. Die Arbeit des Hauses als Volkssternwarte erweiterte er durch die Einbeziehung von Literatur und Musik in neue Programme und entwickelte neue Veranstaltungsreihen.
1987 war er Gründungsdirektor des Zeiss-Großplanetariums Berlin. Die Präsenz beider Häuser wurde in Medien wie Presse, Radio und Fernsehen gestärkt. In besonderer Weise verstand er es, die Astronomie unterhaltsam, lehrreich und wissenschaftlich korrekt zu vermitteln. Astronomie auf diese Weise zu präsentieren war zu jener Zeit neu.

Seine Art zu leiten, Mitarbeiter und Ehrenamtliche zu motivieren und zu fördern war außergewöhnlich und erfolgreich. Er mochte keinen Stillstand, war immer optimistisch und nahm seine Mitarbeiter in seinem steten Vorwärtsdrang mit.

Herrmann publizierte zahlreiche fach- und populärwissenschaftliche Arbeiten, schrieb Bücher über Astronomie und moderierte Fernsehsendungen. In den schwierigen Zeiten des Zusammenwachsens der beiden deutschen Staaten wendete Dieter B. Herrmann die Schließung von Sternwarte und Planetarium mit großem Einsatz und Geschick ab. Auch im Ruhestand war er weiter publizistisch tätig, unternahm regelmäßige Vortragsreisen und stand Freunden und früheren Mitarbeitern mit Rat zur Verfügung.
Sein letztes Buch erschien in diesem Jahr mit dem Titel „Erde an Mars – Wie die Menschheit das Weltall besiedeln wird“.

Wir verlieren mit Prof. Dr. Dieter B. Herrmann ein Vorbild, einen Freund und einen ausgezeichneten Menschen.

In dankbarem Gedenken
Vorstand des Fördervereins der Archenhold-Sternwarte und des Zeiss-Großplanetariums Berlin e.V.

 


 

Die Gedenkfeier für Prof. Dr. D. B. Herrmann wurde pandemiebedingt durch die Stiftung Planetarium von 8. Januar auf den 21. Mai 2022 verschoben.

Wir empfehlen das folgende Video: Es zeigt ein Interview mit Prof. Herrmann anlässlich der Sonderausstellung „Alien – Umheimliche Wesen aus dem Weltall“ in der Archenhold-Sternwarte im Jahr 1998.
astw.de/projekte/video_ausstellung_1998.php

 

Mitgliedsbeitrag 2022

Sehr geehrtes Fördervereinsmitglied,

mit dem Erhalt des Programms für das erste Quartal 2022 neigt sich das Jahr 2021 dem Ende zu. Der Förderverein konnte im Jahr 2021, dank Ihres Mitgliedsbeitrags, wieder viele Projekte realisieren. Der Vorstand möchte sich für Ihre Mitgliedschaft ausdrücklich bedanken.

Wir möchten nochmals auf die Möglichkeit der Zusendung des Programms und des Newsletters per Email hinweisen, damit können wir Versandkosten sparen, welche dann für andere Projekte zu Verfügung stehen.

Bitte überweisen Sie Ihren Mitgliedsbeitrag (EUR 27,- bzw. ermäßigt EUR 13,50) erst Anfang Januar auf das Konto:

Berliner Volksbank, IBAN DE74 1009 0000 3946 3370 04

Ab dem Jahr 2022 bieten wir unseren Mitglieder das SEPA-Lastschriftverfahren an. Wenn Sie das SEPA-Lastschriftverfahren nutzen möchten, füllen Sie bitte das Formular aus und schicken es unterschrieben per Email oder Post zurück.

 

Nachlese

The Sky was the Limit – Kunst und Astronomie in der Archenhold-Sternwarte ist online gestellt.

Ursprünglich als Veranstaltungen in der Archenhold-Sternwarte geplant, stellt nun pandemisch bedingt die Künstlergruppe von The Sky was the Limit ihre mit logistischer Unterstützung des Fördervereins entwickelten Projekte online.

theskywasthelimit.de

Urheberrechte liegen bei den jeweiligen Akteuren.

 

Blick in die Sternenwelt 2022

Der astronomische Kalender Blick in die Sternenwelt 2022 ist erschienen. Er kann an der Kasse der Archenhold-Sternwarte gegen Vorlage der Mitgliedskarte des Fördervereins abgeholt werden. Wenn er zugeschickt werden soll, bitte schriftlich beim Vorstand des Fördervereins anfordern und einen frankierten A5-Rückumschlag mitschicken.

 

Aus den Arbeitsgemeinschaften

Arbeitsgemeinschaft Bibliothek

Die Bibliotheks-AG hat in 2021 weiter an der Katalogisierung des Bestandes und der Vorbereitung eines Besucher-Betriebs in der Bibliothek der Archenhold-Sternwarte gearbeitet. Dabei machen die Arbeiten an den Periodika wie zum Beispiel Blick in das Weltall, Mitteilungen der Archenhold-Sternwarte Berlin-Treptow oder Veröffentlichungen des Fördervereins spürbare Fortschritte. Ziel ist das Bereitstellen eines im Internet recherchierbaren Online Public Access Catalogue (OPAC). Ein Vorschlag für einen Lesesaal-Betrieb der Bibliothek für die Öffentlichkeit ist derzeit in Arbeit.

 

Astronomische Arbeitsgemeinschaft

Lagrange, Lucy und Polymele

Eindrücke von einer Expedition zur Sternbedeckung durch Polymele

Im 18. Jahrhundert fanden Leonhard Euler und Joseph Luis Lagrange eine eingeschränkte Lösung des Dreikörperproblems der Himmelsmechanik: Es gibt 5 Punkte, in denen ein Himmelskörper mit vernachlässigbarer Masse kräftefrei ruhen kann. Heute nennen wir diese Punkte die Lagrange- oder Librationspunkte L1 bis L5.

Am 22. Februar 1906 entdeckte Max Wolf einen Kleinplaneten nahe des Lagrangepunktes L4 auf der Jupiterbahn, dem Jupiter also ca. 60° auf seiner Bahn vorauseilend. Der Planet wurde nach einem Helden des trojanischen Krieges (588) Achilles genannt. Am 17. Oktober 1906 entdeckte August Kopff ebenfalls einen Kleinplaneten in einem Lagrange-Punkt der Jupiterbahn, jedoch dem Jupiter folgend. Dieser Himmelskörper steht nahe dem Lagrangepunkt L5 und wurde (617) Patroklus genannt. Nach weiteren Entdeckungen von Himmelskörpern in den Gebieten um L4 und L5 entschlossen sich die Astronomen, die Planeten um L4 nach den griechischen Helden des trojanischen Krieges zu nennen, die in der L5 Position jedoch nach den Verteidigern Trojas. Damit sind die “Griechen” und die “Trojaner” für immer getrennt und es herrscht Frieden. Der bereits benannte Patroklus gehört aber in das Lager der Griechen. Zum Ausgleich wurde der Heerführer der Trojaner, Hektor, im Lager der Griechen positioniert. So haben beide Gruppen jeweils einen Spion unter sich. Heute nennen wir in der Literatur oft alle diese in den Lagrange Punkten laufenden Himmelskörper Trojaner und sprechen auch von Trojanern in anderen Orbits, z.B. in der Neptunbahn.

Die Trojaner des Jupiters gelten als sehr alte Himmelskörper, die uns Aufschluss über die Entstehung und Geschichte des Jupiters geben. Sie sind Fossile der Jupitergeschichte. Ein bekanntes Fossil aus der Entwicklungsgeschichte der Menschheit sind die Reste des Skelettes Lucy. Deshalb erhielt die erste Raumsonde zur Erkundung der Trojaner ebenfalls den Namen Lucy. Für diese bereits gestartete Mission benötigt man genaue Informationen über Bahn und Größe der zu erforschenden Trojaner. Einer dieser Himmelskörper ist der 1998 entdeckte Kleinplanet (15094) Polymele. Polymele war die Mutter des Patroklos und gehört damit in das Lager der Griechen.

Die Größe der zu untersuchenden Kleinplaneten, eventuell vorhandene Ringe oder Monde und ihre genaue Position kann man von der Erde aus bei Sternbedeckungen dieser Himmelskörper untersuchen. Die Berechnung der möglichen Bedeckungen, die Expeditionsplanung und die Expeditionsdurchführung für die Mission Lucy hat das Southwest Research Institute (SwRI) übernommen.

Am Morgen des 01.10.2021 bedeckte Polymele den Stern 4UC 567-010317, der eine Helligkeit von 15.57mag besitzt. Da sich im Laufe der Planung und der „last minute prediction“ zwei unterschiedliche Vorhersagen für die Bedeckungszone ergaben, waren zwei Expeditionsteams in den Vorhersagegebieten in Spanien aktiv: Die aus den USA angereiste Gruppe des SwRI und die Expedition des Instituto De Astrofísica De Andalucía (IAA).

Team des IAA bei Vorbereitungen, Mitte: José Luis Ortiz. Foto: Konrad Guhl

Team des IAA bei Vorbereitungen, Mitte: José Luis Ortiz. Foto: Konrad Guhl

Zwei Beobachter aus Deutschland (Bernd Gährken und Konrad Guhl) hatten beschlossen, das Beobachterteam des IAA zu verstärken. Die Gruppe des IAA wählte als Quartier ein Ferienhaus in Almenar de Soria in der von José Luis Ortiz vorausberechneten Zone. Konrad Guhl startete am Morgen des 28. September mit dem IOTA/ES-Expeditionsteleskop M2 an Bord per Auto nahe Berlin. Am Nachmittag des 29. September stieß Bernd Gährken via Flughafen Toulouse dazu und nach einer Zwischenübernachtung in den Pyrenäen trafen die beiden Beobachter am 30. September im Quartier des Teams Ortiz ein.

Bernd Gährken und Mike Kretlow (IAA) wurden aus dem Fundus der mobilen Geräte mit einem 14"-Teleskop ausgerüstet und bildeten ein Team. Zwischenzeitlich hatte sich die Wettersituation für die Positionen des Teams des SwRI verschlechtert. Beide Teams standen in engem Informationsaustausch und so wurde im Team des IAA entschieden, drei Stationen dieses Teams weiter südlich in der Vorhersagezone des SwRI zu positionieren. Ausgewählt wurden Bernd Gährken und Mike Kretlow mit dem 14"-Teleskop, Konrad Guhl mit dem 20"-Teleskop M2 und M. Pugnaire und M. Gil mit einem 12"-Skywatcher Dobson. Die nun zu besetzenden Stationen waren nahe der Stadt Sigüenza.

IOTA/ES-Expeditionsteleskop M2 während der Beobachtungsnacht. Foto: Konrad Guhl

IOTA/ES-Expeditionsteleskop M2 während der Beobachtungsnacht. Foto: Konrad Guhl

Die Berechnung von José Luis Ortiz erwies sich als zutreffend und die ausgesandten Beobachter waren zwar erfolglos, haben jedoch alle Beobachtungen exakt ausführen können. Nahe der vom IAA vorherberechneten Zone gab es mehrere positive Beobachtungen, die unser Wissen über Polymele erweitern.

Konrad Guhl

 

Beobachtungstipp

Quadrantiden

Der erste eindrucksvolle Meteorstrom des Jahres sind die Quadrantiden. Dieser Meteorstrom ist relativ unbekannt. Sein rätselhafter Name leitet sich von Quadrans Muralis ab, dem Mauerquadranten. Das vom Franzosen Lalande bestimmte Sternbild umfasste die nördlichen Sterne des heutigen Bärenhüters, in dem sich der Radiant dieses Meteorstroms befindet. Zudem ist dieser Meteorstrom nur wenige Tage lang aktiv und das Maximum sehr schmal. 2022 sollte man in der Nacht 2.–3. Januar ab Mitternacht beobachten. Beobachter werden für ihre Mühe mit besonders vielen hellen Meteoren belohnt. 2022 gibt es keine Störung der Quadrantiden durch Mondlicht!

Sternkalender

Der Sternkalender ist auf der Homepage des Fördervereins jetzt aktualisiert zu finden, u. a. die Monatsseite Januar des Sternkalenders 2022:
astw.de/sternkalender/

Nikolai Wünsche

 

Jubiläen / Jahrestage

8. Januar

80. Geburtstag von Stephen William Hawking (8.1.1942 – 14.3.2018)
Hawking entwickelte u.a. ein Konzept für die Quantenfeldtheorie, nach der Schwarze Löcher zerstrahlen. Hierzu wurden Transportmechanismen für materielle Strahlung und für Strahlung im Röntgen- und Wärmebereich moduliert. Berechnet wurde die Wahrscheinlichkeit, dass ein Partner eines Teilchen-Antiteilchen-Paares messbarer positiver Energie dem Schwarzen Loch entkommt, der andere mit entsprechender negativer Energie in das Schwarze Loch fällt. Je kleiner das Schwarze Loch, desto höher ist seine Temperatur und desto stärker ist seine Strahlung.

Diese Strahlung ist als sogenannte Hawking-Strahlung postuliert, bisher ohne experimentellen Nachweis. In diesem Sinn ist Stephen Hawking wie Albert Einstein ein Wegbereiter, wobei Einsteins vorhergesagte Gravitationswellen inzwischen nachgewiesen sind.

Programmhefte

Programmhefte Januar - März

An dieser Stelle die Links für das 1. Quartal 2022 für die Programme der Archenhold-Sternwarte und des Zeiss-Großplanetariums:

Die aktuellen Programme finden Sie auch auf diesen Webseiten der Stiftung Planetarium:
https://www.planetarium.berlin/archenhold-sternwarte#besucherinformationen
https://www.planetarium.berlin/zeiss-grossplanetarium#besucherinformationen

 

Für das vor uns liegende Jahr wünschen wir alles Gute!
Wieder sollten wir darauf hoffen, unsere Vereinsarbeit unter leichteren Bedingungen gestalten zu können, interessante Projekte in Angriff nehmen und alles für eine erfolgreiche Vereinsarbeit tun.